Als wir überlegten, welches Ziel wir für unseren Urlaub anvisieren, waren so ziemlich alle Himmelsrichtungen im Gespräch. Einen „faul am Strand liegen“-Urlaub wollten wir nicht und nach etwas überlegen haben wir uns dann für Polen entschieden.
Warum Polen? Nun, warum nicht! Einer der Gründe war, dass in der einen Woche, welche uns zur Verfügung stand, natürlich bestimmte Ziele aussen vor waren. Auch bin ich der Meinung, dass man nicht immer tausende Kilometer weit wegfliegen muss. Auch die Nachbarländer Deutschlands sind interessant.
Nun gibt es auch für Polen verschiedene Ziele. Die Masuren sind zweifelsohne ein schönes Ziel, jedoch wollten wir auch nicht zwei Tage, also Hin- und Rückweg, nur im Auto verbringen. Entschieden haben wir uns dann für Wrocław (Breslau, [ˈvrɔtswaf]) und Szczecin (Stettin, [ˈʂt͡ʂɛt͡ɕin]). Beides interessante Städte. Breslau eher im Landesinneren und nicht direkt grenznah. Stettin mit mehr Grenznähe und zudem nah an der See.
Anfangen möchte ich heute mit Breslau, das auf polnisch Wrocław heisst. Unser Weg führte uns über die A4, welche direkt bis nach Breslau reicht. Der Grenzübertritt war schon das erste „Highlight“ des Tages. Wir sind an Görlitz vorbeigefahren und ohne weitere Ankündigung war dann plötzlich die Grenze da. Dies war schon etwas ungewohnt (ich war auch etwas enttäuscht, da so unspektakulär war (chuckle)), da der Grenzbereich recht einsam und trostlos aussah. Umso bemerkenswerter war es, dass sich auf diesem Gelände mind. 6 „Kantor“-Container befanden. Kantoren sind Wechselstuben. Da wir vorab nicht getauscht hatten, haben wir das gleich nachgeholt. Der Wechselkurs von EUR in Złoty lag bei ungefähr 1:4.
Kurz nach dem Grenzübertritt hielten wir an einer Tankstelle zum tanken und um eine Kleinigkeit zu essen. Die Tankstelle war ziemlich überlaufen und so mussten wir ca. 20 Minuten warten, bis wir an die Tanksäule kamen. Bei etwas über 30° Celsius nicht ganz so angenehm. (sun) Nach dem tanken sind wir in das Restaurant neben der Tankstelle gegangen und haben uns gestärkt. Ich finde Sprachen ja wirklich sehr interessant und spannend, oft kann man sich auch ableiten, was gemeint ist. Das, was auf polnisch gesagt wurde, davon habe ich jedoch absolut nichts verstanden. Aber zum Glück haben die Angestellten im Restaurant auch gut englisch gesprochen und wir haben uns ausreichend verständigen können.
Nach dem Snack ging es dann weiter auf der Autobahn Richtung Breslau. Die Autobahn war den grössten Teil der Strecke bis nach Breslau sehr gut ausgebaut. Polen hat ein doch etwas andere Verkehrsregeln: als Höchstgeschwindigkeit gelten in Polen 130 km/h auf Autobahnen, 110 km/h auf Schnellstrassen (100 km/h auf einspurigen Schnellstrassen), 90 km/h ausserorts und 50 km/ innerorts. Die Umstellung zu Deutschland war aber nicht so gross und ausserdem hatten wir Urlaub und wollten ja auch etwas vom Umfeld des Landes mitbekommen. Von der Autobahn nicht die effektivste Art, jedoch konnte bei einer gemütlichen Tempomateinstellung von 100 km/h die Landschaft bereits gut auf uns wirken.
Nach ungefähr 6 Stunden Fahrzeit incl. Pausen erreichten wir Breslau und fanden, dank Navigationsgerät, auch das Hotel recht schnell. Der erste Eindruck der Stadt, auf dem Weg zum Hotel, war im Grossen und Ganzen positiv. Die Strassen waren stellenweise zwar recht schlecht, dies findet man jedoch auch in Deutschland an der ein oder anderen Stelle vor. Die Gebäude waren zum Grossteil in gutem Zustand. Im Laufe unserer Polenreise wurde auch eines deutlich: das Land wächst wirtschaftlich offenbar ziemlich stark. An vielen Stellen wurde gebaut, egal ob Strassen oder Gebäude.
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Wir sind recht unvoreingenommen nach Polen gefahren. Diese allgemeinen Vorurteile hinsichtlich „armes Land“, „unsicher“ oder „unfreundlich“ hatten wir nicht. In der ganzen Zeit, welche wir in Polen verbracht haben, hatte ich keine Sorgen um unsere Sicherheit oder die Sicherheit unseres PKW. Auch auf den Wegen durch die Stadt haben wir uns stets wohl gefühlt.
Die Hotels haben wir, sowohl für Breslau wie auch Stettin, aus Deutschland via Internet gebucht. Für Breslau fiel die Entscheidung auf das Hotel „Campanile“. Dieses hatte laut Beschreibung zwar nur 2 Sterne, die Beurteilungen anderer Gäste waren jedoch überwiegend positiv. Die Zimmerpreise waren mit denen in Deutschland vergleichbar. Nach der Ankunft am Hotel machte es, direkt an der Hauptstrasse gelegen, von aussen einen recht unscheinbaren Eindruck. Dies änderte sich jedoch umgehend nach betreten der Lobby. Wir waren überrascht, dass für ein 2-Sterne-Hotel, das Interieur sehr hochwertig wirkte. Auch die junge Frau am Empfang war sehr freundlich. Wenn man nur wenig bis gar kein polnisch spricht, ist man aber auch nicht verloren. Sowohl das Personal an der Rezeption wie auch im Restaurant sprechen fliessend englisch. Ich war fasziniert, wie gut und schnell die Rezeptionistin im Gespräch mit uns und einer Kollegin zwischen polnisch und englisch umschalten konnte und dabei nicht :achtung: an Geschwindigkeit verlor. (chuckle)
Das Zimmer war nicht sonderlich luxuriös, aber für unsere Zwecke vollkommen ausreichend. Die im Zimmer befindliche Klimaanlage war bei den Aussentemperaturen sehr willkommen. Was ich etwas schade fand, war die Tatsache, dass sich auf dem Zimmer kein Kühlschrank befand. Auf Nachfrage an der Rezeption wurden unsere Kühlakkus für die Reisekühltasche jedoch gern in das Hotelgefrierfach gelegt.
Sonntag Nachmittag bis Mittwoch vormittag hatten wir für Breslau eingeplant. Also knapp 3 Tage um uns in der Stadt umzusehen. Einen bestimmten Plan, was wir uns ansehen wollen, hatten wir nicht. Am späteren Sonntagnachmittag verschafften wir uns dann einen ersten Einblick in das Stadtzentrum. Vom Hotel aus war dies nur ca. 10 Min. Fussweg entfernt. Es war der Finalsonntag der Fussball-WM in Südafrika. Auch wenn Polen sich für diese WM nicht qualifiziert hatte, war der eigens auf dem Markt eingerichtete Public-Viewing-Platz gut gefüllt. Ein Grossteil der anwesenden Fans war auch entsprechend in den Farben der Finalmannschaften gekleidet. Die Vormoderation fand natürlich auf polnisch statt. Dies war dann auch einer der Gründe, warum wir den Grossteil des Spieles dann auch auf dem Hotelzimmer verfolgt haben. So ganz ohne Kommentar, den wir auch verstehen, war es doch weniger schön. Dennoch war es angenehm zu sehen, dass die Begeisterung so gross war, obwohl Polen nicht zu den spielenden Mannschaften an diesem Abend zählte. (thumbsup)
Den ersten Abend liessen wir dann sehr entspannt, und auch etwas erschöpft von der Reise, ausklingen. Am nächsten Morgen stärkten wir uns am Frühstücksbuffet, welches eine übersichtliche, aber ausreichende Auswahl zu bieten hatte.
Den PKW haben wir die ganze Zeit stehen lassen, da der Weg in die Stadt so kurz war und man bei längeren Wegen und bei Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, meiner Ansicht nach, einen besseren Eindruck der Stadt und ihrer Menschen bekommt.
Neben dem entspannten „bummeln“ durch die Strassen führte unser Weg u.a. auf die Haupt- und Pfarrkirche „St. Elisabeth“, welche wir auch von innen besichtigt haben. Der Aufstieg in den Turm war ein guter Frühsport, welcher jedoch mit einem wundervollen Blick über die Stadt belohnt wurde. Hierbei bekamen wir einen sehr guten Eindruck von der Weite Breslaus. In der Kirche selbst fanden sich auch sehr viele Relikte aus Zeiten, als der Bezug zu deutschen Landen, wie z.B. dem deutschen Kaiserreich, bestand.
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Weiterhin waren Marktplatz, Universität, Oper, der sehr imposante, jedoch zum Zeitpunkt unseres Besuches leider im Bau befindliche Bahnhof, sowie etliche Kirchen Teil unseres Weges. Dies alles war wunderbar zu Fuss zu erreichen.
Etwas weiter vom Stadtkern entfernt war die „Hala Stulecia„, die 1913 errichtete Jahrhunderthalle, sowie der japanische Garten. Die Halle wird für Kongresse, Sport- und Musikveranstaltungen genutzt. Eine Geschichte über die Entstehung und Nutzung der Halle im Laufe der Zeit, wurde uns in einem deutschsprachigen Film vorab präsentiert. Sehr viel zu sehen gab es in der Halle selbst nicht. Vor der Hala Stulecia steht die ca. 100 m hohe Iglica. Hinter der Halle schliesst sich ein sehr schönes Parkgelände mit einem grossen Brunnen und einem, nach Musik ausgerichteten, Wasserspiel an. Dieses muss nachts sehr beeindruckend sein, da die einzelnen Wasserstrahlen unterschiedlich farbig beleuchtet wurden. Im Parkgelände selbst war ein kleiner, aber sehr schöner japanischer Garten, welchen wir uns auch näher angesehen haben. Die Eintrittspreise bei allen Einrichtungen waren sehr günstig. Meist lagen diese bei ca 4-5 Złoty. Für Studenten – auch ausländische – gibt es hierauf sogar noch Vergünstigungen.
Das kulinarische Wohl kam natürlich auch nicht zu kurz. Nachdem wir am Sonntag zwar recht gut gegessen haben, uns der Service jedoch etwas zu „kühl“ und unpersönlich war (leider habe ich den Namen des Restaurants vergessen), testeten wir dann Montag ein anderes Restaurant namens „DA ANDREA„. Das Personal hier, war das komplette Gegenteil von dem vom Vortag. Der Italiener hat uns so gut gefallen, dass wir ihm den Restaufenthalt in Breslau treu geblieben sind.
Ich kann jedem, der etwas für Städtereisen übrig hat und sich auch für kulturelle Dinge interessiert, eine Reise nach Breslau empfehlen. Die Stadt wirkt jung und sehr lebendig und man kann sehr viele Dinge tun. Auch wenn man sprachliche Bedenken hat, so kann ich diese relativieren. Grundlegend sollte man – schon allein aus Respekt dem Land und seinen Bürgern gegenüber – ein wenig mit der Sprache beschäftigen und gängige Worte wie „Guten Tag“, „Bitte“, „Danke“ etc. versuchen, in der Landessprache zu sagen. An den meisten Stellen wie Hotels und Restaurants und auch vielen grösseren Geschäften kommt man mit englisch sehr weit. In vielen Restaurants sind die Speisekarten meist auf polnisch, englisch und deutsch, so dass man auch weiss, was man bestellt.
Da Breslau einer der Austragungsorte für die Fussball-EM 2012 ist, wird sich in der Stadt schon allein aus diesem Grund, baulich und infrastrukturell, einiges tun. Wir fanden den Aufenthalt sehr angenehm und erinnern uns gern an diesen zurück.
Ich freue mich, wenn Euch der Artikel die Stadt etwas näher gebracht und Euch vielleicht sogar eine Reise schmackhaft gemacht hat. Wenn Ihr noch Fragen habt, nutzt einfach die Kommentarfunktion.
Noch mehr Bilder vom Aufenthalt in Breslau gibt es im Flickr-Stream. Den Artikel zu unserem Stettin-Besuch werde ich demnächst veröffentlichen und dann auch hier noch nachträglich verlinken!
(Artikel am 03.03.2014 von pixmake.de auf steve-r.de migriert)
Screenshot Kommentare auf pixmake.de:
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