Kopfschütteln. Ganz viel Kopfschütteln.

Beim WDR hat man wohl einen der frühen Otto-Filme im Programm und hier einen Hinweis hinzugefügt: „Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden.“

So weit, so gut. Der Algorithmus von LinkedIn wollte es, dass mir ein Beitrag einer Person in den Feed gespült wurde. Ich habe diesen Beitrag gelesen. Und die Kommentare dazu.

Mein Kopfschütteln kam nicht von der Tatsache, dass der WDR eine solche Triggerwarnung vor den Film gesetzt hat, sondern vom Inhalt des LinkedIn Beitrags & den dortigen Kommentaren.

Es wurde sich über den Hinweis echauffiert, von Zwangsgebühren, ÖRR abschaffen geschrieben und wie man denn so blöd sein könne, man würde bevormundet, das seien alles Oberlehrer etc. Hinzu kommt, dass sowohl im Beitrag selbst wie auch in den Kommentaren vermehrt Links zu Springer-Medien enthalten waren.

Vor längerer Zeit, habe ich es mir abgewöhnt, solche Dinge zu kommentieren. Ich habe meist keine Energie mehr, mich mit dem, was dann folgt bzw. folgen kann, zu befassen. Dennoch war ich verwundert, dass in den Kommentaren keine kritischen Stimmen zu dem Beitragt selbst oder auch zu dem, was in den Kommentaren von sich gegeben wurde, zu finden war. Nach recht ausgiebiger Überlegung kam ich zum Schluss, dass solch ein Quatsch doch nicht unwidersprochen so stehengelassen werden kann. Also kommentierte ich.

Ich schrieb sinngemäss, dass es sich um eine Triggerwarnung handelt, so etwas nicht unüblich ist, auch in anderen Bereichen vorkommt. Wenn jemand solche Sprache, Aussagen, Bilder etc. nicht stören, ok, andere nehmen dies jedoch eben anders wahr und diese Warnungen für eben diese Menschen sind. Dass man so viel Empathie doch haben könne. Es ist ein Hinweis, kein Verbot und niemand würde irgendwen daran hindern, sich den Film anzuschauen. Dieser Hinweis tut niemandem weh, kann manchen Personen aber vielleicht helfen.

Nach einem Kommentar bietet LinkedIn an, diesen doch als eigenen Beitrag zu teilen. Das ignoriere ich meist, in diesem Fall aber sagte mir mein Gefühl, Kritik kann in solch einem Umfeld schnell gelöscht werden, also teilte ich es.

Kurze Zeit später wurde mir schnell klar, warum es keine kritischen Kommentare gab. Mein Beitrag wurde kommentarlos gelöscht, ich anscheinend auch blockiert, denn der Ursprungsbeitrag ist für mich nicht mehr zu finden. Nun gut, es gibt ja noch das, was ich geteilt habe.
Offenbar wird das aber auch entfernt, wenn ich blockiert werde? Keine Ahnung, es ist jedenfalls beides weg, der Kommentar und der Beitrag.

Gibt man in der LinkedIn Suche WDR und Otto ein, finden sich aber jede Menge ähnliche Beiträge. Auch hier: viele Links zu Springer, sogar Junge Freiheit. Solche Dinge schaffen den Eindruck, man ist
in einem Umfeld, wo alle das so empfinden, wie die Beitragserstellenden und Kommentierenden.

Gefährlich, wie ich finde.

weiter ergänzend in einem Kommentar, da das Zeichenlimit erreicht war:

Dieser Beitrag musste sein, da ich meinen Standpunkt hier nochmal klar kommunizieren will. Ich habe mein Lieblingsnetzwerk Twitter „verloren“ und habe wenig Lust, dass sich hier auf LinkedIn auch eine solch negative & feindselige Stimmung breit macht.

Liked so einen Quatsch nicht. Setzt Euch kritisch mit dem auseinander, was ihr lest, hinterfragt es und kommentiert es ggf. Bleibt sachlich und höflich, beleidigt nicht, aber seid auch direkt darin, dass bestimmte Dinge so eben nicht stehen bleiben können. Kein Platz für Diskriminierung, Hass, Hetze. Kein Platz für Populismus, Wiederholung rechtskonservativer Narrative und/oder Normalisierung faschistischen, rassistischen Nazi-Gedankenguts.

Wenn Ihr Pluralität, Geschlechtervielfalt, kulturelle Vielfalt in der Gesellschaft, Abbildung gesellschaftlicher Entwicklung auch in Sprache etc. nicht bejubelt, bedenkt zumindest, dass es sich bei Euren Gegenübern immer und Menschen handelt, die wie Ihr, wie Du auch, ihr Leben so für sich leben möchten, wie es sich für sie richtig anfühlt und im Regelfall möchten diese Personen niemandem damit wehtun, bevormunden, etwas verbieten etc. Sie möchte schlicht und einfach gleichwertig & auf Augenhöhe behandelt & geschätzt werden.

[Bei diesem Artikel handelt es sich um den Text aus meinem LinkedIn Beitrag vom 20.08.2023 (inkl. dem ergänzenden Kommentar) zu Sicherungszwecken]

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