Vor ca. 5 Monaten hatte ich meine Gedanken dazu verfasst, wie die Schwangerschaft für mich ist, welche Literatur wir uns zugelegt hatten und eben wie und was ich so über die bisherigen Erlebnisse denke.
Die Zeit ist seither doch recht schnell vergangen. Der damals sich noch recht dezent abzeichnende Bauch wurde grösser und grösser. Die Bewegungen des Kindes konnte ich viel besser spüren, teilweise auch durch die Bauchdecke sehen. Und auch die Gespräche mit dem Baby und mir wurden intensiver. Ja, ok, ich habe mehr erzählt, das Baby hat aber doch aufmerksam zugehört.
Der Geburtsvorbereitungskurs
Wir haben am Geburtsvorbereitungskurs an der von uns gewählten Entbindungsklinik teilgenommen. Das waren 8 Tage, 1 Stunde, jeweils montags in unserem Falle, und jedes Mal ein anderes Thema. Man kann jederzeit teilnehmen, Anmeldung ist nicht erforderlich. Das ist einerseits bequem, andererseits aber auch heikel für die Klinik, da nicht planbar. Es war eigentlich immer rappelvoll.
Die Erwartung war das, was man so aus dem Fernsehen kennt. Atemübungen & Co. So war es dann aber doch nicht. Es wurde jeweils über die Abläufe der einzelnen „Stationen“ der Schwangerschaft bzw. auf dem Weg zur, bei und nach der Geburt informiert. Viele Dinge könnte ich nun zwar nicht mehr aus dem Kopf sagen, aber wir hatten auch keine Notizen gemacht, da es in der Regel ein Stuhlkreis war und es sich da schwer macht, schnell und vor allem leserlich Notizen zu machen. Man hat aber alles schon mal gehört und wir hatten das Gefühl, etwas besser vorbereitet zu sein. Zu 100% perfekt und alles richtig macht man sowieso nicht, zumal man dann im Laufe der Geburtsphase ja auch noch andere Dinge im Kopf hat.
Die Frage nach dem Geschlecht
Nachdem wir die Schwangerschaft bekannt gegeben haben, kam eine Frage doch recht häufig: „Wisst Ihr denn schon, was es wird?“. Und ich fand bzw. finde diese Frage zählt mit zu den nervigsten und aus meiner Sicht unwichtigsten überhaupt.
Was fängt die/der Fragende mit der Information an? Was ändert sich in der Handlung, Sichtweise… wenn es ein Junge wird oder eben ein Mädchen? Nadine wollte es gern wissen, also haben wir es uns von der Ärztin sagen lassen. Das war für mich ok und auch verständlich, hat aber für uns im Prinzip nur eine Sache vereinfacht: die Namenswahl konnten wir nun auf das eine Geschlecht eingrenzen, was es doch ein Stück weit einfacher gemacht hat, etwas passendes für uns und das Baby zu finden.
Aber für alle anderen Menschen hat das Geschlecht unseres Kindes doch keinerlei Auswirkung. Natürlich wird nun von manch einer/m als Argument kommen, dass man ja dann viel besser die Geschenke zur Geburt aussuchen könne, wenn man wisse ob Junge oder Mädchen. Und ich frage dann: Wieso? Weil ein Mädchen nicht in einen blauen Wickelbody passt? Weil ein Junge kein Prinzessinnenmotiv auf dem Strampler haben darf? Ist doch absoluter Quatsch. Wenn die Industrie das auch mal kapieren würde und neben den „typischen“ Farben, auch mal etwas anderes aus dem Farbspektrum produziert und anbietet, dann kann man auch als Beschenkende:r etwas entspannter einkaufen.
Wir haben das Geschlecht übrigens bis zur Geburt nicht verraten. Selbst in meinem Artikel hier oder hier habe ich kein Angabe zum Geschlecht gemacht, da ich der Ansicht bin, dass es in der Sache nicht wichtig ist. Dennoch schlussfolgern Menschen hier und da, dass es Junge oder Mädchen ist. Irgendwie amüsant und doch auch etwas irritierend.
Die Geburt
Wenn die Schwangerschaft von der Frauenärztin/dem Frauenarzt festgestellt bzw. bestätigt wird, bekommt man auch einen voraussichtlichen Entbindungstermin. Ist das Kind 10-14 Tage über diesem Termin noch nicht auf die Welt gekommen, wird in der Regel die Geburt eingeleitet.
Ich hatte die leise Hoffnung, unser Baby kommt einen Tag vor dem eigentlich geplanten Termin zur Welt. Der Tag hat für mich persönlich eine besondere Bedeutung. Aber so ein kleines Kind weiss natürlich noch nichts von dem, was ich gern hätte und hat einen eigenen Fahrplan. Unseres dachte sich: „Geplanter Termin? Mich hat niemand gefragt und hier drin ists doch recht kuschelig warm und ich habe mich hier drin gerade erst häuslich eingerichtet, ich bleib noch ne Weile“. Bei 40+3 (also 40. Woche und 3 Tage, also quasi 3 Tage „überfällig“), habe ich angefangen, mit dem Baby zu verhandeln und dezente Bestechungsmittel eingebracht. Meine Angebote wurden jeweils abgelehnt.
Die letzten Tage vor der Geburt ging es alle 2 Tage, ganz zum Schluss dann auch täglich zur Frauenärztin für CTG und Kontrolle. Alles ruhig, keine Wehentätigkeit. Bei 40+5 war das CTG morgens total unauffällig. Wir sind dann abens ganz normal zu Bett, haben noch ein paar Videos auf YouTube geschaut und gegen 23:30 Uhr haben wir dann die Augen zu gemacht.
Irgendwann rüttelte mich jemand und ich vernahm in der Ferne die Stimme meiner Frau: „Ich glaube es geht langsam los, aber Du kannst noch bissl liegen bleiben, ich mache mich langsam fertig“. Ich im Halbschlaf ein „Hm, ok…“ gemurmelt und dachte noch so: ok, wird so gegen 5-6 Uhr sein und döste noch etwas vor mich hin. Plötzlich ein lauter Schrei mit anschliessendem Lachen aus dem Bad, ich hochgeschreckt und gefragt was los ist: „Ich glaube, die Fruchtblase ist geplatzt“. Ich nehme mein Smartphone und schau auf die Urzeit: 12:34 Uhr, nachts. Also erst knapp eine Stunde rum seit ich die Augen zu gemacht habe?
Noch etwas verdattert habe ich mich schnell angezogen, die Sachen fertig gemacht, das Auto geholt und dann ging es direkt in die Klinik. Vorteil, wenn man den Weg nachts antritt: die Strassen waren frei und auch in der Klinik war alles schön ruhig. Wir sind direkt in den Bereich vom Kreisssaal, dort wurde nochmal CTG gemacht und danach untersucht, was der Muttermund so macht. Nach ca. 2 Stunden, die Wehen wurden nun schon etwas stärker, waren aber noch unregelmässig, war es noch nicht an dem Punkt, wo es direkt in den Kreisssaal selbst gehen sollte und wir wurden nochmal auf Station geschickt. Es war mittlerweile ca. 3 Uhr nachts.
Gegen 4 Uhr sollten wir nochmal in den Bereich vom Kreisssaal zur Kontrolle und zum CTG. Der Raum, in dem das erste CTG gemacht wurde, war wohl gerade besetzt und wir gingen direkt in Kreisssaal 2. Wir sollten diesen dann auch erst wieder zu Dritt verlassen.
Es ging dann doch alles (gefühlt) recht schnell, wenngleich es natürlich über Stunden ging, bis unser kleiner Schatz dann endlich da war. Es war nicht ganz komplikationslos, aber am Ende haben wir es gut geschafft. Ich sage zwar immer wir, aber die Hauptleistung und mein absoluter Respekt gebührt meiner Frau und meinem Kind. Für beide waren es schwere Stunden voller Anstrengung, sicherlich auch mit einigen Schmerzen und einer Leistung, die zu den wohl grössten gehört, die menschlich machbar ist, wenn nicht sogar die grösste.
Was man als Mann bei einer Geburt so macht? Von aussen betrachtet sieht es nach nicht viel aus. Man sitzt oder steht so ein bisschen rum, vornehmlich an der Seite der Frau. Man reicht die Hand, wenn eine Wehe kommt und das wars. Denkt man so. Aber es ist z.B. auch wichtig, regelmässig daran zu erinnern, dass die Frau etwas trinkt, denn durch das Atmen wird der Mund schnell trocken und auch sonst ist trinken ganz gut und wichtig für den Kreislauf etc., der ja bei dem ganzen Akt gut in Form sein sollte, da Höchstleistung angesagt ist.
Aber auch das einfach nur da sein, das Gefühl zu vermitteln, Schatz, Du bist nicht allein, wir stehen das zusammen durch, kann für die werdende Mutter eine Hilfe sein. Klar, die Schmerzen und die Hauptarbeit kann ich leider nicht abnehmen. Aber dabei sein zu wollen und alles zu tun, was es für sie leichter macht, stand für mich ausser Frage. Wenn Du werdender Papa bist und noch überlegst, ob Du bei der Geburt dabei sein magst oder nicht: ich empfehle es Dir. Es ist eine eindrucksvolle Erfahrung, die ich nicht missen mag.
Und dann, so gegen 9:15 Uhr morgens, am 21.02.2018, war das Baby da. Ein sehr bewegender Moment. Das Kind wurde direkt nach der Geburt, noch angenabelt, auf dem Oberkörper von Nadine gelegt und das sogenannte Bonding konnte beginnen. Es fühlte sich sichtlich wohl.
An Tag 1 habe ich ständig am Baby gerochen. Babys riechen so gut, hörte ich immer. Es stimmt, ich mochte diesen Geruch. Ich vermute es ist irgendeine Mischung, wo auch Fruchtwasser mit reinspielt. Nun sind doch schon einige Tage vergangen und es riecht nicht mehr ganz so stark, aber immer noch toll. Und diese zarte Haut… <3
Seit ca. 2,5 Wochen sind die zwei nun auch zu Hause und der Gewöhnungsprozess kann so richtig starten. Ich denke wir machen das schon ganz gut. Bisher macht das Kind dem von uns gewählten Namen zudem alle Ehre: denn es ist sehr still und ruhig.
Es ist unbeschreiblich aufregend und toll, diesen neuen Lebensabschnitt zu erleben. Die beiden Eltern sind sehr stolz und glücklich und freuen sich auf das, was nun folgt…