Liebes Twitter,

soziale Netzwerke gibt es viele und es kommen immer wieder neue hinzu, während andere verschwinden. Mein liebster digitaler Freund, neben den eigenen Blogs und Projekten, bist Du.

<3

Zu Beginn brauchte ich etwas Zeit, um das mit Dir alles zu verstehen, aber dann, nach dieser Gewöhnungsphase (welche doch ein paar Monate dauerte), war ich Feuer und Flamme. Du bist so schön kompakt. Du gibst, wenn man will, nie Ruhe. Immer ist bei Dir etwas los. Rund um die Welt kann man Dia- oder auch Monologe führen. Du lässt einen viel neues entdecken, erzeugst viel Verwunderung, bringst von manchen Deiner Nutzer die guten, von anderen die schlechten Seiten zum Vorschein. 

Du selbst bist eine Filterbubble und beherbergst in Dir noch viele andere Filterbubbles. Es gibt nichts, was in der heutigen Zeit so schnell und einfach Neuigkeiten verbreiten kann, wie Du es vermagst. Dies haben nach und nach auch die Medienhäuser und Sendeanstalten dieser Welt für sich entdeckt und nutzen Dich.

Hierzulande (und auch anderswo) führst Du noch ein klein wenig ein Nischendasein, das ist etwas schade. Ich fände es schön, wenn noch mehr Menschen die Chancen und Möglichkeiten entdecken und auch diese kleine feine Liebe für Dich entwickeln, wie ich dies über die letzten Jahre getan habe.

Nun bekommst Du immer wieder Kritik ab. Viele Deiner ältesten Freunde, die Dich von Anfang an begleiten und nutzen, finden, Du veränderst Dich. Und diese Änderungen finden sie nicht gut. Sei es die Limitierung Deiner API, so dass externe Apps nur noch bedingt nutzbar sind. Sei es das Einspielen von Werbung, die Anzeige von Favs in der Timeline Deiner Nutzer oder die evtl. kommenden Einmischungen in die Chronologie der Timeline

Da sind viele nicht erfreut, manche drohen sogar mit einer Beendigung der Beziehung zu Dir. Soetwas ist nicht schön und ich möchte hier nicht in Deiner Haut stecken. Lass mich Dir sagen: sie tun Dir Unrecht! Aber sieh es Ihnen nach, denn der Mensch tut sich mit Veränderungen schwer. Du meinst es sicherlich gut und ein Stück weit bist Du – und dies ist nur zu verständlich – auch etwas egoistisch. Du musst ja schliesslich auch ein wenig an Dich selbst denken. Dies verstehen nur wenige oder sie verdrängen es.

Denn am Ende musst Du sehen, dass Du überlebst, Dich weiterentwickelst und auch wächst. Eben Dinge, die ein Unternehmen so tut. Klar, ein Unternehmen sollte sich auch ein wenig an seinen Nutzern und Kunden orientieren. Und das tust Du, so glaube ich zumindest. Du versuchst, die Erfahrungen mit Dir, den Einstieg, für neue Nutzer zu erleichtern. Du möchtest, dass man Dich schneller und einfacher versteht. Das ist sehr löblich. Dann gibt es neben uns, die wir Dich nutzen ja auch noch Deine Kunden, die Unternehmen, die über Dich für sich und ihre Produkte werben. Klar musst Du auch etwas an diese denken. Denn schliesslich sind sie es, die am Ende das Geld bei Dir lassen.

Ich verstehe das alles, sehr. Ich habe Verständnis, dass meine Bedürfnisse als „alter Hase“ vielleicht nicht die oberste Priorität haben, ich nur eine kleine Gruppe in der grossen Menge Deiner Nutzer bin und die Zahl derer, die Twitter ganz anders nutzen, viel grösser ist. So ist das eben, manchmal muss man sich den Bedürfnissen der Menge beugen. Wie gesagt: ich verstehe Dich.

In einem Punkt verstehe ich Dich aber absolut nicht: Du hast eine grosse Menge Nutzer, die Zahl wächst und ich glaube man kann sagen, es gibt auch so einige kleine Fanboys & Fangirls, die ganz viel <3 für Dich empfinden. Und auch wenn die Wünsche und Bedürfnisse von langjährigen Freunden vielleicht nicht immer an oberster Stelle stehen, sollte man sie dennoch nicht ganz ignorieren und aus den Augen verlieren. Freundschaften sind so wichtig, denkst Du nicht auch?

Es gibt etwas, das ist – so glaube ich – nicht schwierig für Dich umzusetzen. Du gewinnst dadurch viele Herzen im Sturm, manche Herzen dadurch vielleicht sogar zurück. Nebenbei sorgst Du dafür, dass Du vielen Bedürfnissen Deiner Freunde individuellen Platz in Deinem und ihrem Leben einräumst. Und ganz nebenbei tust Du auch etwas für Dich, für Deinen Eigennutz und Dein Überleben. Nun willst Du wissen wovon ich hier schreibe, oder? Die Rede ist von etwas, was aus meiner Sicht viel zu wenige Unternehmen der Webwelt berücksichtigen: mach Premium. Biete Optionen und Leistungen an, welche Deine Nutzer gegen Entgelt beziehen können. Beispiele gefällig?

  • API Limitierung aufheben / erweitern
  • Multi-Accounts über einen LogIn / eine Mail Add
  • keine Werbung in der Timeline
  • gefavte Tweets nicht in der Timeline sehen
  • erweiterte Suchfunktionen mit Filtern
  • Liste der geblockten Accounts
  • Mutefilter in der Timeline (Accounts, Hashtags, Worte)

Eine kleine Auswahl und es gibt sicherlich noch einige Dinge mehr, für die Deine Nutzer bereit währen, den ein oder anderen Euro/Dollar in die Hand zu nehmen (ich wäre sofort dabei). Einen monatlichen oder jährlichen Obolus, um Dich, Ihr Twitter, ein Stück individueller zu haben. Etwas mehr ihren Wünschen und Bedürfnissen anzupassen. Und Du hättest immer noch die Möglichkeit, mit dem Basis-Account den neuen Usern in Verständnis und Nutzung entgegen zu kommen. Ich bin sicher, viele mögen Deine Neuerungen auch. Das ist vollkommen ok. Und Du hast eine zusätzliche, recht verlässliche Einnahmequelle um zu überleben.

Und das, liebes Twitter, ist etwas, was wir, die wir Dich gern und oft nutzen, uns wünschen. Dass Du überlebst, wir noch viele Jahre, ja gar Jahrzehnte unser Leben und unseren Alltag mit Dir teilen können.

Herzlichst

Dein Steve


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